20 Jahre Wissenschaftsjournalismus
Was unsere Ehemaligen über ihr Studium am IJ sagen
Unser Studiengang Wissenschaftsjournalismus feiert im Herbst 2023 sein 20-jähriges Bestehen. Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass, um vier Absolventinnen und Absolventen vorzustellen, die seit 2007 ihren Abschluss gemacht haben.
MARIE-LOUISE TIMCKE
Leitung Datenjournalismus bei der Süddeutschen Zeitung
Wissenschaftsjournalismus B.A., Schwerpunkt Datenjournalismus (2020)
Bisherige journalistische Stationen: Leiterin des Datenteams der Süddeutschen Zeitung, Leiterin des Interaktiv-Ressorts der Berliner Morgenpost/später Funke Mediengruppe, Volontärin im Interaktiv-Ressort der Berliner Morgenpost, Mitbegründerin von Journocode, einer Initiative für mehr Datenverständnis im Journalismus.
Darum habe ich mich für ein Studium am Institut für Journalistik entschieden: Das Institut wurde mir empfohlen, als ich in Konstanz Biochemie studiert habe. Weil das IJ Hybrid-Studiengänge anbietet, lernt man nicht nur Fächer aus journalistischer Sicht kennen, sondern besucht auch Veranstaltungen an anderen Fakultäten.
Den Schwerpunkt Datenjournalismus kann ich weiterempfehlen, weil… Daten eine immer größere Rolle in Politik und Wirtschaft spielen und Journalist:innen das nötige Handwerkszeug für ihre Recherchen brauchen, von lokal bis investigativ. In Dortmund lernt man nicht nur Methoden für Journalist:innen, sondern arbeitet mit zukünftigen Statistiker:innen und Datenwissenschaftler:innen zusammen und lernt so, was sie motiviert, wie sie arbeiten und wie sie kommunizieren. Das ist sehr hilfreich für eine spätere Zusammenarbeit mit oder auch das interviewen von Fachleuten.
Diese Veranstaltung / dieses Seminar ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Das Seminar Fallstudien an der Fakultät Statistik, weil die anderen Studierenden gewitzelt haben, dass mein Versuchsbericht es wirklich „für Dummies“ herunterbricht. Die Aufgabe war es, die Mathematik so zu erklären, dass auch Nicht-Statistiker:innen sie verstehen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass nur wir vom IJ das erreicht haben. Der Vergleich der Berichte hat mir gezeigt, warum es Journalist:innen braucht, die zwischen Wissenschaftler:innen und Nicht-Wissenschaftler:innen übersetzen.
ANNA BEHREND
Datenjournalistin beim Norddeutschen Rundfunk
Wissenschaftsjournalismus B.A., Schwerpunkt Physik (2014)
Bisherige journalistische Stationen: Datenjournalistin im „NDR Data“-Team des Norddeutschen Rundfunks & freiberufliche Trainerin für Datenjournalismus, Redakteurin für Storytelling, Formate und Datenjournalismus bei NOZ Medien und mh:n Medien, Redakteurin im Datenjournalismusressort von Spiegel Online, freie Journalistin und Redakteurin im Ressort Wissen von Zeit Online, Volontärin beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb)
Hier sehe ich die größte aktuelle Herausforderung im Datenjournalismus: Den Auftrieb, den die Corona-Pandemie dem Datenjournalismus verliehen hat, mitzunehmen in den neuen Normalzustand und sich dadurch noch fester und breiter in den Redaktionen zu verankern.
Darum habe ich mich für ein Studium am Institut für Journalistik entschieden: Weil ich im Wissenschaftsjournalismus meine kreativen und naturwissenschaftlichen Interessen vereinen konnte und der Studiengang mit seinen Lehrredaktion, Pflichtpraktika und dem Volontariat sehr praktisch ausgerichtet ist.
Ich habe mich in meiner Abschlussarbeit mit Datenjournalismus / Algorithmen / Datenanalyse beschäftigt, weil… ich diesen Bereich des Journalismus zu der Zeit das erste Mal richtig wahrnahm und dachte: Wie cool ist das denn? Das ist genau mein Ding!
Diese Veranstaltung/ dieses Seminar ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Das Filmemachen in der Fernseh-Lehrredaktion do1 hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht und ich habe irre viel dabei gelernt. Unvergessliche Erfahrungen waren auch die deutsch-französischen Projektwochen zu Themen wie Klimawandel oder Krieg und Wissenschaft. Als unterhaltsam und lehrreich hat sich bei mir aber auch zum Beispiel die Medienrechtsvorlesung von Herrn Branahl eingeprägt.
Update: Im Podcast der Deutschen Physikalischen Gesellschaft erzählt Anna Behrend ausführlich über ihre Arbeit beim NDR.
JONATHAN FOCKE
Digitalredakteur bei Quarks (WDR)
Wissenschaftsjournalismus B.A., Schwerpunkt Physik (2012) & M.A. (2016)
Bisherige journalistische Stationen: Lead Quarks Digitalredaktion & Podcast-Host Quarks Science Cops, freier Journalist u.a. für WDR 5 Leonardo, Quarks & Co, TV-Redakteur, Volontär (alles beim WDR)
Die spannendsten Projekte, bei denen ich in meinem jetzigen Job mitgewirkt habe: Besonders spannend waren die Sozialexperimente, die ich als Redakteur für Quarks umsetzen konnte: Wir haben zum Beispiel Gänse in der Kölner Fußgängerzone geschlachtet, um zu schauen, wie Fleischkonsumenten reagieren, wenn ein Tier vor ihren Augen getötet wird. Und wir haben in der Hagener Innenstadt ein Billigmode-Geschäft eröffnet, in dem die Kleidung vor den Augen der Kunden von Kinderarbeitern genäht wurde (die Leute haben trotzdem gekauft). Eine sehr spannende und herausfordernde Zeit war für mich als Wissenschaftsjournalist außerdem die Corona-Pandemie, in der wir in der Redaktion nicht nur ein neues YouTube-Format gestartet haben, sondern auch eine Podcast-Reihe: Seit 2020 produziere und moderiere ich zusammen mit meinem Kollegen Max Doeckel den Podcast „Quarks Science Cops“, in dem wir alle zwei Wochen unwissenschaftlichen Unfug aufdecken und richtig stellen.
Welche Aspekte aus meiner Studienzeit mir im Berufsalltag helfen: Woran erkenne ich eine gute wissenschaftliche Studie und wie finde ich Experten, die wirklich Ahnung haben? Das grundlegende wissenschaftsjournalistische Handwerkszeug aus dem Studium am IJ brauche ich bei meiner Arbeit so gut wie täglich. Das eigenständige wissenschaftliche Arbeiten, die Einblicke in wissenschaftliche Forschungsmethoden und die naturwissenschaftlichen Inhalte des Studiums (von Pflanzenwachstum bis Quantenphysik) helfen mir zudem dabei, mich schnell in neue Wissenschafts-Themen einzuarbeiten und neue Forschungsergebnisse einschätzen zu können. Besondere Highlights des Studiums waren Recherchereisen ins Ausland (u.a. Irak und Tansania): Dort habe ich gelernt, wie ich mich als Journalist in herausfordernden Umgebungen zurechtfinden und auch in stressigen Situationen gelassen bleiben kann.
Tim Gabel
Redakteur bei Table.Media / Research.Table
Wissenschaftsjournalismus B.A., Schwerpunkt Biowissenschaften/Medizin (2007) & M.A. (2010)
Bisherige journalistische Stationen: Redakteur bei Table.Media/Research.Table, Fachredakteur für Forschungs- und Förderpolitik beim Projektträger VDI Technologiezentrum, Politik- und Wissenschaftsredakteur bei der Oberhessischen Presse, Volontär und Pauschaulist bei der Westfälischen Rundschau
Darum habe ich mich für ein Studium am Institut für Journalistik entschieden: Weil die TU Dortmund schon damals einen hervorragenden Ruf für die Ausbildung von Journalisten hatte und ich die Kombination Wissenschaft (Bio&Medizin) und Journalismus spannend fand
Die spannendsten Projekte, bei denen ich in meinen Jobs mitgewirkt habe: Redaktionelle Verantwortung für wöchentlich erscheinende Themenseite zu Forschung und Wissenschaft (Oberhessische Presse), Projektleitung für die Entwicklung von multimedialem Storytelling und virtuellen Eventformaten für Bundesministerien inkl. Einrichtung eines Medienstudios und einer Forschungsarbeit zu digitalem Storytelling (VDI), Aufbau eines neuen Ressorts zum Thema Forschungs- und Innovationspolitik in einem Medien-Start-up (Table.Media)
Welche Aspekte aus meiner Studienzeit mir im Berufsalltag helfen: Für den Start in den Redaktionen hat mir alles geholfen, was zu den Systemen Journalismus und Wissenschaft im Studium vermittelt wurde. Ich bin so oft schneller „reingekommen“, weil mir das Wording, die Strukturen und Abläufe in der Wissenschaft und im Journalismus bekannt waren. Die naturwissenschaftlichen Inhalte des Studiums helfen dabei, nicht in jedem Gespräch mit Forschern und Wissenschaftlerinnen bei „Null“ anzufangen und ein Verständnis für deren Arbeit zu entwickeln. Und last but not least: etwas Durchhaltevermögen. Wer ein Laborpraktikum in Allgemeiner und Anorganischer Chemie schafft, braucht vor dem Volontariat keine Angst mehr zu haben.